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»Unser Job ist Stabilität, nicht Wachstum um jeden Preis«

Wohnimmobilien-Projektentwicklung mit reinen Eigenkapital-Fonds – die fränkische Project Gruppe ist mit diesem Konzept seit mehr als 20 Jahren erfolgreich. Project-Gründer Wolfgang Dippold über Konzepte, Kapitalanleger und Kontinuität.

DAS INVESTMENT: Zum 1. Januar 2018 geben Sie Ihr Vorstandsmandat ab. Wie
verführerisch wird es sein, weiterhin das operative Geschäft zu gestalten?

Wolfgang Dippold: Ich kann der Versuchung widerstehen und werde ganz entspannt
in den Aufsichtsrat wechseln. Wir haben eine starke, gewachsene Führungsmannschaft,
die das Geschäft in unserem Sinne weiterführt und unser Vertrauen genießt. ußerdem habe ich schon seit Mitte 2016 sukzessive Aufgaben abgegeben. Der bergang trifft niemanden unvorbereitet. Er ist von langer Hand geplant.

Wer wird Ihre Aufgaben übernehmen?

Dippold: Markus Schuürmann und Ottmar Heinen. Sie bringen beide entsprechende
Erfahrungen in den Bereichen Investmenthaus und Asset-Manager mit. Es war uns
wichtig, Kollegen zu gewinnen, die so ticken wie wir und die Philosophie und
Denkweise eines mittelständischen Unternehmens verinnerlicht haben.

Erfolgt der Führungswechsel zu einer wirtschaftlich angespannten Zeit? Die
Grundstückspreise steigen seit Jahren kontinuierlich.

Dippold: Wir verfügen über spezielle Marktzugänge. Unser Team begutachtet
Grundstücke, die noch nicht am Markt sind, und unterbreitet den Eigentümern
Angebote. Auf diese Weise bekommen wir inzwischen bis zu 15 Prozent der Objekte
und sind sicher, dass der Anteil künftig steigen wird. Darüber hinaus haben wir
unsere Aktivitäten auf den Märkten deutlich erhöht. Eine Reihe von Scouts und
Maklern arbeitet seit geraumer Zeit erfolgreich mit uns zusammen. Vieles ist zudem
Fleißarbeit, wir kennen unsere Zielmärkte nd die Mitbewerber bis ins Kleinste. Das belegen die Zahlen: Im vergangenen Jahr haben wir 19 Grundstücke mit geplanten
1.000 Wohnungen und 80.000 Quadratmetern Wohnfläche angekauft. Bis zum
September sind wir in diesem Jahr bereits bei 21 Grundstücken mit 1.150 Wohnungen
und 90.000 Quadratmetern angelangt.

Die Branche berichtet über Engpässe bei en Handwerkern.

Dippold: Neueinsteiger haben aktuell kaum eine Chance, qualifizierte Fachleute
zu bekommen, das stimmt. Wir sind schon sehr lange am Markt und haben
bewiesen, dass man sich auf uns verlassen kann. Wir zahlen stets pünktlich und verhandeln nicht nach. Daher kommen die Handwerker gerne mit uns ins Geschäft.
Und wir müssen in der Regel bei der Bauabnahme nur Kleinigkeiten bemängeln.
Jedes Projekt wird von unserer eigenen Bauleitung überwacht. Die Experten erkennen
Probleme sofort. Das ist einer der Vorteile, wenn die Wertschöpfungskette
mit eigenem Personal abgedeckt wird.

Sie haben 2016 bei institutionellen Investoren 150 Millionen Euro eingesammelt,
anderthalb Mal so viel wie für Ihre Publikumsfonds. Verliert das Geschäft mit
privaten Anlegern an Bedeutung?

Dippold: Auf keinen Fall. Wir sind bislang kontrolliert gewachsen und halten daran fest. Die Bafin hatte unseren neuen Fonds für institutionelle Investoren vor Monaten
gestattet, doch wir verschieben den Vertriebsstart voraussichtlich aufs Jahresende.
Das Kapital werden wir somit erst im kommenden Jahr einsammeln.
Die professionellen Anleger haben dafür Verständnis und finden unsere Zurückhaltung
gut.

Ist schnelles Wachstum nicht verlockend?

Dippold: Das widerspricht unserer Philosophie. Darüber hinaus begrenzen einige
Faktoren das Wachstum – zum Beispiel der Einkauf und die Kapazitäten der
Bauleitung. Wir sehen unseren Job als Asset-Manager in der Stabilität, nicht im
Wachstum um jeden Preis.

Ihr Alleinstellungsmerkmal ist der Einzelverkauf der Wohnungen an Eigennutzer
und Kapitalanleger. Gilt das weiterhin?

Dippold: Derzeit haben wir keinerlei Probleme, die Wohnungen zu verkaufen. Wir
könnten im Gegenteil sogar deutlich mehr vermarkten. Aber tatsächlich werden neue
Projekte frühestens in zwei, drei Jahren fertiggestellt sein. Die Marktentwicklung
können wir nur prognostizieren, weshalb wir an unserem Stabilitätskonzept mit
eigenen Verkäufern festhalten.

Arbeiten Sie bei der Kapitalakquise auch in Zukunft mit freien Vertriebspartnern
zusammen?

Dippold: Damit haben wir beste Erfahrungen gemacht. Wir erleben unsere Partner
als loyal, fair und zuverlässig. Auch bei unseren Plänen zur Digitalisierung können
sie sich daher darauf verlassen, dass wir weiter mit ihnen zusammenarbeiten.

Wie läuft Ihr Fonds »Metropolen 16«?

Dippold: Bislang haben sich private Anleger mit rund 70 Millionen Euro beteiligt.
Wir haben das ursprünglich geplante Zielvolumen auf 100 Millionen Euro
verdoppelt und sind zuversichtlich, dass wir es erreichen. Auch die Diversifikation
ist bereits gesichert. Der Fonds investiert in 29 Objekte mit guten Lagen in Berlin,
Hamburg, Frankfurt, München, Düsseldorf und Wien.

Wolfgang Dippold

Wolfgang Dippold

Finanzkaufmann · Jahrgang 1961